Die Erwartungen einer Kirchengemeinde an eine Pfarrerstochter in den 1960er
Jahren sind leicht zu benennen: Weniger frech als ihre Freundinnen hatte sie zu
sein, weniger lustig und weniger egoistisch. Die Filmemacherin Angela Zumpe,
beginnt mit der Perspektive der pubertierenden 16 Jährigen und den alten Super-
8-Filmen aus dieser Zeit, um ihre eigenen Erfahrungen dann im Interview mit
anderen Pfarrerskindern zu vergleichen: Die einen hat die Berufswahl ins
Pfarrhaus zurückgeführt, andere haben sich weit davon entfernt. Was ist übrig
geblieben vom „Mythos Pfarrhaus“ – vor allem im eigenen Leben? Der ehemalige
Staatsminister aus dem Westen antwortet diplomatisch. Der Pastor aus der
kirchlichen Opposition der DDR erinnert sich an eine Art Schule der Demokratie
mit großen Freiräumen. Andere verweisen auf ihr heutiges soziales Engagement –
ehrenamtliche Mitarbeit in der Suppenküche einer Kirchengemeinde oder in der
Flüchtlingshilfe. Die „kleine Sprechmaschine“ von einst, die früh die hohen
Anforderungen an eine Kultur des gepflegten Wortes erfüllen lernte, wurde nicht
von ungefähr zum Publizisten. Noch immer wachsen Pfarrerskinder unter den
Augen der ganzen Gemeinde heran, auf die sie mit Einfühlungsvermögen und
Pflichtgefühl angesichts der traditionell „offenen Tür“ des Pfarrhauses zu
reagieren wissen – auch das wird im Film deutlich. Aus der Geschichte sind nicht
wenige Fälle eines lebenslangen Ringens mit dieser Herkunft bekannt. Der Film
verweilt deshalb auch im Geburtshaus Friedrich Nietzsches, erzählt von Flucht,
Aufbegehren, Selbsttötung, Verzweiflung und dem erklärten Willen, selbst
niemals den Talar anzulegen. Terroristin ist nur Gudrun Ensslin geworden, aber
die Punkerin vom Prenzlauer Berg hat zumindest darüber nachgedacht. Und
dennoch schwingt in den Selbstauskünften ein Hauch von Stolz und Wehmut mit
– „da konnte man schon tolle Sachen machen“ im elterlichen Pfarrhaus, hat dort
überraschend Verständnis gefunden selbst in persönlichen Krisenzeiten und ein
kaum zu überschätzendes Erbe an literarischer und musikalischer Bildung für den
Lebensweg mitbekommen. Die Filmemacherin fasst es am Ende so zusammen:
„Von einem Vorhof der Hölle war meine Jugend im Pfarrhaus weit entfernt.
Zumindest so weit, wie von einem Himmel auf Erden.«
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Die Erwartungen einer Kirchengemeinde an eine Pfarrerstochter in den 1960er
Jahren sind leicht zu benennen: Weniger frech als ihre Freundinnen hatte sie zu
sein, weniger lustig und weniger egoistisch. Die Filmemacherin Angela Zumpe,
beginnt mit der Perspektive der pubertierenden 16 Jährigen und den alten Super-
8-Filmen aus dieser Zeit, um ihre eigenen Erfahrungen dann im Interview mit
anderen Pfarrerskindern zu vergleichen: Die einen hat die Berufswahl ins
Pfarrhaus zurückgeführt, andere haben sich weit davon entfernt. Was ist übrig
geblieben vom „Mythos Pfarrhaus“ – vor allem im eigenen Leben? Der ehemalige
Staatsminister aus dem Westen antwortet diplomatisch. Der Pastor aus der
kirchlichen Opposition der DDR erinnert sich an eine Art Schule der Demokratie
mit großen Freiräumen. Andere verweisen auf ihr heutiges soziales Engagement –
ehrenamtliche Mitarbeit in der Suppenküche einer Kirchengemeinde oder in der
Flüchtlingshilfe. Die „kleine Sprechmaschine“ von einst, die früh die hohen
Anforderungen an eine Kultur des gepflegten Wortes erfüllen lernte, wurde nicht
von ungefähr zum Publizisten. Noch immer wachsen Pfarrerskinder unter den
Augen der ganzen Gemeinde heran, auf die sie mit Einfühlungsvermögen und
Pflichtgefühl angesichts der traditionell „offenen Tür“ des Pfarrhauses zu
reagieren wissen – auch das wird im Film deutlich. Aus der Geschichte sind nicht
wenige Fälle eines lebenslangen Ringens mit dieser Herkunft bekannt. Der Film
verweilt deshalb auch im Geburtshaus Friedrich Nietzsches, erzählt von Flucht,
Aufbegehren, Selbsttötung, Verzweiflung und dem erklärten Willen, selbst
niemals den Talar anzulegen. Terroristin ist nur Gudrun Ensslin geworden, aber
die Punkerin vom Prenzlauer Berg hat zumindest darüber nachgedacht. Und
dennoch schwingt in den Selbstauskünften ein Hauch von Stolz und Wehmut mit
– „da konnte man schon tolle Sachen machen“ im elterlichen Pfarrhaus, hat dort
überraschend Verständnis gefunden selbst in persönlichen Krisenzeiten und ein
kaum zu überschätzendes Erbe an literarischer und musikalischer Bildung für den
Lebensweg mitbekommen. Die Filmemacherin fasst es am Ende so zusammen:
„Von einem Vorhof der Hölle war meine Jugend im Pfarrhaus weit entfernt.
Zumindest so weit, wie von einem Himmel auf Erden.«
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien